Reykjkavik Central Library

Erleben Und Erleben Lassen

Mai 25, 2021

Wenn man einen Wettbewerb für die Renovierung und Erweiterung einer Bibliothek ausschreibt, kann die Flut an Ideen und Anforderungen schnell überwältigend sein. Wie kann man all diese Eckdaten ansprechend und überzeugend präsentieren? Wir haben verschiedene Mittel und Methoden eingesetzt, um sowohl die Jury als auch die Architekten zu inspirieren und ihnen eine klare Vision zu vermitteln.

Die isländische Hauptstadt Reykjavik bereitet einen internationalen Architekturwettbewerb zur Auswahl eines Architekten für die Renovierung und Erweiterung ihrer Zentralbibliothek vor. Im Vorfeld dieser Ausschreibung wurden zahlreiche Dokumente erstellt, die von Nutzerbefragungen bis hin zu Ideen zur Positionierung der neuen Einrichtung reichen und in funktionsorientierte räumliche Programmanforderungen sowie Ideen für angebotene Programme und Services umgesetzt wurden. Das Ergebnis war ein Haufen von Word- und Excel-Dokumenten, was die Frage aufwirft, ob solche Formate eine inspirierende Ausgangsbasis für Architekten darstellen.

Die Stadt Reykjavik braucht eine konkrete Übersetzung ihrer Ambitionen in räumlich-typologische Bilder, ohne den Architekten und dem Architekturwettbewerb in die Quere zu kommen.

Aat Vos Aat Vos Creative Director at includi

Diese Frage schreit geradezu nach einer Antwort – und die Antwort ist: Nein. Es braucht mehr als einen Stapel von Dokumenten, um den Enthusiasmus von Architekten zu wecken. Die Stadt Reykjavik brauchte eine konkrete Umsetzung ihrer Ambitionen und Vorstellungen in räumlich-typologische Bildformate, ohne zusätzliche Komplikationen für Architekten oder den Architekturwettbewerb zu schaffen. Wie können wir das möglich machen?

Eine Kartografie des Wesentlichen

Unsere Relative Positioning Map (RPM) agiert hier als Retter in der Not. Mit der RPM haben wir eine ansprechende, interaktive und inspirierende Methode entwickelt, um in einer Reihe von Workshops (virtuell sowie live) die wichtigsten Eckdaten aus den vorhandenen Word- und Excel-Informationen in eine konkrete räumliche Ausgangsbasis zu verwandeln. Ein Schwerpunkt dabei war die Typologie: die Sprache der Form. Gemeinsam haben wir auf dieser Basis die wesentlichen Do’s und Don’ts definiert.

Die RPM basiert auf einer Reihe von Analysemethoden, die wir entwickelt haben, um die räumlichen Anforderungen Dritter Orte und ihre Typologie näher zu bestimmen. Diese Analysemethoden sind stark beeinflusst von den Theorien unserer großen Helden und persönlichen Vorbilder, darunter William H. Whyte (Urbanist, Soziologe, Organisationswissenschaftler, Journalist und Menschenbeobachter), Paco Underhill (Umweltpsychologe), Kevin Lynch (Stadtplaner), Ray Oldenburg (Soziologe), B. Joe Pine II (der Autor, der den Begriff „Experience Economy“ geprägt hat) und viele andere. Die Methoden vereinen verschiedene Erkenntnisse über die physisch-materiellen Aspekte erfolgreicher Dritter Orte und erlauben es uns, im Einklang mit der Bedürfnishierarchie von Abraham Maslow die psychologische Bedeutung der physisch-materiellen Merkmale Dritter Orte zu kategorisieren und entsprechend zu hierarchisieren.

Etwas für’s Auge

Die Informationen für den Architekturwettbewerb wurden um ein ansprechendes und inspirierendes Dokument erweitert. Der Ansatz liegt so in visuellerer Form vor denn je; das Dokument beschreibt sehr konkret und in anschaulichen Bildformaten die notwendigen typologischen Merkmale für die renovierte Bibliothek von Reykjavik. So können sich sämtliche Teilnehmer einen Eindruck davon verschaffen, was erwünscht ist und – noch wichtiger – was nicht erwünscht ist. Dies hilft den Architekten dabei, das fundamentale Kapital des Gebäudes wirklich zu verstehen: die Menschen, die es nutzen werden. Und zu guter Letzt hat die Jury so eine praktische Checkliste zur Hand, um in späteren Phasen die räumliche Qualität der eingereichten Entwürfe zu beurteilen.

PROJEKTINFORMATIONEN 

Künstlerische Leitung Zentralbibliothek Reykjavik
Kunde: Zentralbibliothek Reykjavik
Strategie, Beratung, Künstlerische Leitung: includi
Team: Aat Vos, Eunice Ma en Hélène IJsselstijn
Partner: Stadtverwaltung für Umwelt und Planung